Vier Pfoten im Schnee by Greg Kincaid & Greg

Vier Pfoten im Schnee by Greg Kincaid & Greg

Autor:Greg Kincaid & Greg [Kincaid, Greg]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Page und Turner
veröffentlicht: 2015-09-18T22:00:00+00:00


ZEHN

Am frühen Samstagmorgen lehnte George an dem Zaun, der das nördliche Ende der alten roten Scheune säumte, und ließ sich den Wind ins Gesicht wehen. Er las dessen Botschaft: kalt und frisch. Obgleich der erste Schnee schon vor etlichen Tagen gefallen war, hatte George die Ankunft des Winters in diesem Jahr nur zögernd akzeptiert. An diesem Morgen hatte er seine normale Jeans gegen die mit dem Flanellfutter eingetauscht. Sie wartete im obersten Fach seines Schrankes auf ihn – ein vertrauter Freund, der nur wieder ein Jahr älter geworden war. Die warme Baumwolle fühlte sich tröstlich an.

George war schon lange auf den Beinen. Im Morgengrauen hatte er Hanks Kühe gemolken und sich dann an seine eigene Arbeit gemacht. Sein Gespräch mit Ed Lee hatte ihn daran erinnert, welch ein Dinosaurier er im Milchgeschäft war. Und Hank war sogar noch schlimmer. Seine Gerätschaften waren völlig veraltet. Er und Hank hatten in dieser Branche gearbeitet, lange bevor es zur Modernisierung, Globalisierung und etlichen anderen »Ierungen« gekommen war, die das Aus für die meisten Familienbetriebe bedeutet hatten. George war es damals nicht allzu schwergefallen, seinen Betrieb zu schließen. Es ist schwer, den Schweiß und die Seele in ein Unternehmen zu stecken, das gerade so viel abwirft, dass man das Jahr ohne Verluste übersteht. Außerdem ist es schwer, sich für etwas anzustrengen, was andere kaum zu schätzen wissen. Deshalb wunderte es ihn, dass ihm seine kurze Rückkehr ins Milchgeschäft Spaß machte. Bei der Arbeit, die er für Hank verrichtete, kehrten viele angenehme Erinnerungen zurück. Dennoch fragte er sich, ob es nicht die reine Nostalgie war, die ihn Hanks Betrieb in einem etwas zu rosigen Licht sehen ließ.

Einer plötzlichen Eingebung folgend ging er in die rote Scheune, die sein Urgroßvater um das Jahr 1900 herum errichtet hatte. Sein Ziel war eine verstaubte, dunkle Ecke, in die es ihn schon lange nicht mehr verschlagen hatte.

Auf dem Weg zum hinteren Teil eines mit allem möglichen Müll vollgestellten Ganges versuchte er, einen altbekannten Schmerz aus seinem rechten Bein zu vertreiben. Er knipste das Licht an und betrachtete die alten Melkgeräte, die Maschinen, das Werkzeug und die Kisten, die unter Planen oder auf Strohballen lagerten, damit sie trocken und geschützt blieben. Viele dieser Dinge, die Georges Vergangenheit ausmachten, schienen hier in einer Art Dornröschenschlaf auf ihn zu warten.

Es war eine schmerzliche Erkenntnis, dass Hank und sein ständig schrumpfender Milchbetrieb in vieler Hinsicht diesen alten Gerätschaften ähnelten – früher waren sie wertvoll gewesen, sie waren geschätzt worden. Jetzt aber waren sie völlig veraltet. Mit seinem schlechten Gesundheitszustand konnte Hank seinen Betrieb unmöglich allein weiterführen. Doch George wusste, dass Hank – egal, wie reich er war – niemals Geld für einen Mitarbeiter ausgeben würde oder für sonst etwas, was ihm das Leben leichter machen würde. Bald würde Hank seine kleine Herde verkaufen, und das war dann das Ende.

George hob eine Plane hoch und betrachtete die alten Gerätschaften. Er hatte in diesen Erinnerungen lange nicht mehr herumgestöbert. Die Sechziger – und dann die Siebziger, die Achtziger, die Neunziger und auch das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends –, die Zeit war so schnell verstrichen.



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